Nordkap Nordkap

Rudi the Red-Nosed Reindeer Rudi the Red-Nosed Reindeer

Ich hatte geschlafen wie ein Stein und fühlte mich trotzdem noch wie erschlagen.

Die Sonne hatte schon viel Kraft und so trockneten unsere Zelte fast komplett ab. Das übliche Packritual ging schon fast automatisch.

Wir versuchten uns erneut für die schlimmen gerade Straßen zu motivieren. Doch heute fiel uns das Fahren irgendwie leichter. Die Strecke war abwechslungsreicher, kurviger, es gab weniger Wald und was mich am meisten begeisterte – Rentiere.
Als mir der erste gehörnte Freund ins Auge stach, war ich so erfreut, dass ich nicht im Entferntesten daran dachte Abstand zu halten.

Munter und lachend rollte ich auf „Rudi“ zu.
Doch der dachte nicht mal daran so lange stehen zu bleiben, bis ich den Foto rausgekramt hatte. Das Rentier hoppelte in den schützenden Wald davon und ich bekam erstmal einen Rüffel von meinem Dad.

Enttäuscht steckten wir die Fotoapparate wieder ein. Etwas später durften wir dann doch endlich Bilder von diesen kuscheligen Freunden machen, denn eine ganze Herde stapfte fröhlich beim Sonntagsmorgenspaziergang auf dem Highway entlang.

Die Gefährten waren echt putzig und am liebsten hätte ich sie gestreichelt. Von da an sahen wir ständig neue Rentiere, die gemütlich am Straßenrand lagen, futterten oder einfach spazierend unterwegs waren. Ich freute mich jedes mal wie ein kleines Kind und sang lauthals das Weihnachtslied „Rudi the Red-Nosed Reindeer“ in meinen Helm.

Laut singend fuhr ich voraus und erschrak, als mein Vater wie angestochen an mir vorbei fuhr und mich ausbremste. Vor lauter Weihnachtsliedern, hatte ich nicht gemerkt, dass wir bereits den nördlichen Polarkreis überquert hatten.
Also drehten wir um, um die obligatorische Bilder zu schießen.

Da wir seit Ristijärvi keine Blitzer mehr gesehen hatten, konnten wir gemütliche illegale 120 km/h fahren.

60km vor Ivalo durften wir dann in unsere Regenkombis quetschen, denn hinter uns bauten sich große Gewitterwolken auf. Kaum wasserdicht verpackt, begann es dann auch wie aus Kübeln zu gießen.

Nicht nur wegen des Regens mussten wir das Fahrtempo verringern, sondern weil die Rentiere sehr unkontrolliert durch die Wasserpfützen hüpften.
Wir beschlossen bis nach Kaamanen durchzufahren und erneuerten in Ivalo noch unsere Lebensmittelvorräte.

Im Regen fuhren wir entlang am Inarijärvi. Dieses Gewässer ist doppelt so groß wie der Bodensee und bei schönem Wetter wäre die Sicht und die Straßen wirklich genial gewesen. Leider wurde uns dies nicht gewährt und so ging es durch das feuchte Nass weiter.

Am Campingplatz wurden wir dann von einem Überfallkommando überrascht. Unzählige Moskitos erschwerten uns den Zeltaufbau. Wild umherfuchtelnd gelang es dann doch und wir retteten uns in die nebenan gelegene Gemeinschaftsküche, die wir komplett in Beschlag nahmen.
Eine Seite wurde zum Trocknen unserer Klamotten genutzt, die andere für die Kochutensilien.

Nach dem Essen verkrochen wir uns in die Zelte und töteten alles fliegende Getier, welches sich mit ins Innenzelt geschlichen hatte.

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