Peru 2008 Peru 2008

Rechtsabbieger Rechtsabbieger

Um 7:00 Uhr brachen Corina und ich unsere Zelte im Colca-Tal ab. Wir wollten an den Titicacasee. Der Name Titicacasee erinnerte uns ständig an Pippi Langstrumpf, obwohl Tacatucaland sich ja schon irgendwie anders anhört.
Wir setzten uns in den Bus, welcher uns nach Juliaca bringen sollte, denn dort mussten wir nochmals umsteigen. Das haben wir dann auch gemacht und warteten schon gespannt darauf, wann wir den ersten Blick auf den See werfen können.
Als der Bus dann an einer Kreuzung nach rechts abbog, obwohl die Straße nach Puno geradeaus ging, dachten wir uns zuerst nichts schlimmes, denn auch in Deutschland nehmen Busse ja nicht immer den direkten Weg zum Ziel.
Also widmeten wir uns wieder unserer Lektüre. Als der Bus an der Endstation Sillustani stehen blieb, schauten wir uns sehr verwundert an. Wir saßen im falschen Bus. Laut lachend verließen wir das Gefährt und beschlossen einfach mal hier zu bleiben, um uns umzuschauen. Unsere Reiseführer verrieten uns dann auch, dass es in Sillustani die größten Grabtürme Südamerikas gibt.
Auf den welligen Hügeln am Umayosee liegen die Ruinen der Grabtürme chullpas, die man schon von weitem vor der rauen Landschaft des Altiplano sieht.
Die beeindruckendsten Türme erreichen eine Höhe von 12m. Die zylindrischen Strukturen beherbergten einst die Überreste ganzer Familien, zusammen mit großen Mengen Lebensmittel und Gepäck für die Reise in die nächste Welt. Die einzige Öffnung der Türme ist ein kleines Loch, welches nach Osten gerichtet ist. Durch dieses Loch wurde den Verstorbenen Essen und Trinken nachgereicht.
Die chullpas sind gut erhalten. Die Außenmauern bestehen aus massiven Steinblöcken, die an das Mauerwerk der Inkas erinnern.
Wir streiften durch die Grabtürme und stellten plötzlich fest, dass die Zeit schon sehr weit fortgeschritten war und bis wir wieder im Dorf waren, hatten wir auch den letzten Bus nach Puno verpasst. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, lernten wir eine einheimische Familie kennen, die uns sofort bei sich aufnahm. Das Häuschen aus Lehm war klasse – total gemütlich und urig.
Wir blieben ganze 3 Tage, denn hier lernten wir wirklich etwas über Kultur und die peruanische Küche durften wir bis zur Unendlichkeit genießen. Bei der Feldarbeit konnten wir am eigenen Leib verspüren, welchen körperlichen Aufwand diese Menschen aufbringen, um ihr Überleben zu sichern.
Lange haben wir überlegt wie wir dieser Familie danken können, denn sie haben uns so herzlich aufgenommen und uns Peru richtig nahe gebracht. Geld hätten sie nicht angenommen. Daher gingen Corina und ich ins Dorf, um Unmengen an Reis, Getreide, Fleisch und Bälle für die Kinder zu erwerben. Für uns war das ein absoluter kleiner finanzieller Aufwand, aber für diese Familie bedeutete es ganze 5 Monatslöhne.
Die Freude und Dankbarkeit unserer Gastfamilie über die Lebensmittel und die erstaunten und aufgeregten Gesichter der Kinder über einen eigenen Ball haben mir echt das Herz zerrissen.
Es wurde ein tränenreicher Abschied.

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