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Schock Schock

Ich kam in der Mittagszeit in Pokhara an und erlitt meinen ersten Schock des Tages.
Vor mir breitete sich das “El Arenal” Nepals aus. Hier reihen sich Souvenirläden, Trekking-Anbieter und Fressbuden aneinander wie Perlen an einer Kette.
Mein Wunsch, endlich mal einen Blick auf das Himalayamassiv zu bekommen blieb auch hier unerfüllt. Fernsicht gleich null. Es herrschten Sichtverhältnisse wie im November am Bodensee.
Immerhin liefen mir Guido und Esther, die Schweizer Riege, über den Weg und so konnten wir unsere Erlebnisse austauschen.

Am Nachmittag machte ich mich dann auf die Suche nach unserem Hotel, dem “Punhill-Guesthouse”, welches ich dann auch nach kurzer Zeit in dem wahnsinnig großem Angebot an Unterkünften fand. Ich verstaute mein Bike im Innenhof, spannte gemütlich mein Gepäck ab und erfreute mich an der ersten Warmwasserdusche in Nepal.
Wie neugeboren sortierte ich dann meine Wäsche aus, um eine Wäscherei aufzusuchen.
Als ich auf dem Rückweg war, wunderte ich mich schon, dass meine drei Jungs noch nicht angekommen sind. Das Tageslicht verabschiedete sich bereits, als mein Telefon klingelte.
Kämmi teilte mir in kurzen, aber ziemlich verwirrten Worten mit, dass Thomas einen Unfall hatte und sie nun auf einer Polizeistation festsaßen.

Schock Nummer 2!

Wie sie mir später berichteten ist das Unglück folgendermaßen passiert:
Thomas fuhr zwischen zwei Bussen hindurch, die jeweils rechts und links auf der Straße standen, als plötzlich ein Fußgänger hinter einem Bus hervor auf die Straße lief.
Durch das Hupen von Thomas blieb der Fußgänger wie angewurzelt stehen und entschied sich in letzter Sekunde für die selbe Richtung wie Thomas.
Sowohl das BIke, wie auch der Fußgänger erlitten größere Blessuren.
Der Verletzte wurde nach Kathmandu ins Krankenhaus gebracht, während Claus, Kämmi und Thomas auf der Polizeiwache festgehalten wurden.

Nach einem Telefonat mit Dambar – unserem nepalesischen Engel – begab sich dieser umgehend in das Krankenhaus, um die Lage zu checken. Ein gebrochenes Bein und leichte Kopfverletzungen waren die Diagnose. Thomas kam mit einigen Prellungen, Schürfwunden, einem leichten Schock und einem total verbogenem Motorrad davon.
Man einigte sich auf umgerechnete 600 Euro, damit die Familie die Arzt- und Krankenhausrechnungen bezahlen kann.

Während ich also hier in Pokhara dem munteren Treiben zusah, gingen die Jungs fast durch die Hölle.
Als sie dann endlich am darauf folgenden Abend um halb acht ankamen, war ich sehr erschrocken.
Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, mächtige Augenringe machten sich breit, fahle und eingefallene Gesichter kamen unter den Helmen hervor. Keiner sagte etwas.
In tiefes Schweigen verfallen luden wir wie Roboter gemeinsam das Gepäck ab.

Die Jungs funktionierten nur noch.

Ich war wirklich erschüttert!

Nach einer Dusche gingen wir auf die “Partymeile” von Pokhara und trafen uns dort mit den Schweizern und Rob zum Abendessen.
Nach dem ersten Bier fiel so ganz langsam die ganze Anspannung ab.

Man spürte zwar sehr deutlich, dass die drei richtig müde und ausgelaugt waren, doch langsam kamen auch wieder die Lachfalten in die Gesichter.
Wir durften natuerlich das nepalesische Silvester nicht verpassen und feierten mit.. Das Jahr 2066 wurde berauschend begruesst. Der Countdown wurde runter gezählt, dann kurz angestoßen und eine halbe Stunde nach Mitternacht war die Stadt wie leergefegt. Prost Neujahr! Daher traten auch wir die Heimreise ins Hotel an.

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