Indien Indien

Lost in Space Lost in Space

Morgens wurde ich durch ein unheimlich lautes Gepolter geweckt. Ich wollte schon meine Jungs anpfeifen, dass sie gefälligst auch leise ihre Sachen packen könnten, doch die lagen noch genau so in den Federn wie ich.
Da hat doch tatsächlich so ein rotzfrecher Affe unsere Zimmertüre aufgetreten und unsere Bananen und das restliche Brot geklaut. Jetzt wird man schon von der Tierwelt bestohlen.
Wir mussten alle lachen, doch gleichzeitig war es uns eine Lehre die Zimmertüren von innen richtig zu verriegeln.
Wir schälten uns aus den Betten. Das morgendliche Packritual ging inzwischen schon fast automatisch.

Von Mussoorie aus ging es in den Wohnsitz der High Society Indiens. Shimla liegt in einer Höhe von 2100 m und hat mich in vielen Dingen positiv überrascht.
Upper Shimla glänzt immer noch mit viktorianischer Ordnung und Sauberkeit. Überall finden sich Hinweise auf die Vermeidung von Abfällen und die Anzahl der Papierkörbe in dieser Stadt, scheint die Zahl im gesamten Indien zu übertreffen.

Geblieben ist erfreulicherweise auch das Autoverbot, so dass eine angenehme Ruhe herrscht. Rauchen und Spucken ist ebenfalls untersagt und wird mit 500 Rupees Strafe belegt. So ist es recht!
Nur die Affen verunsichern auch hier mit ihrem zum Teil aggressiven Verhalten so manchen Touristen.

Mir ging es immer noch nicht gut und so machte ich mich direkt nach dem langwierigem Ergattern für das Permit für Spiti Valley wieder direkt auf den Weg in Hotel.
Ich wollte nur noch schlafen und endlich wieder fit werden. Währenddessen suchten die Jungs eine Werkstatt auf, um Kleinigkeiten an den Bikes zu richten.

Auch abends war ich durch Nichts auf dieser Welt dazu zu bewegen, meinen Schlafsack zu verlassen. So zogen die Burschen alleine durch die Stadt und feierten reichlich. Ich gönnte es Ihnen aus vollem Herzen.

Da Rob inzwischen wieder zu uns gestoßen war, verließen wir am nächsten morgen Shimla zu fünft.
Doch bei Einbruch der Dunkelheit erreichten nur Rob, Thomas und ich das Guesthouse in Sangla.
Claus und Kämmi waren irgendwie verschollen und keiner von uns dreien hatte eine Erklärung dafür. Also sattelte Rob nochmal seine Transalp um nach den Vermissten zu suchen.
Im Schlafsack eingewickelt saß ich auf dem Balkon und schaute gute 45 Minuten stumpfsinnig in die Dunkelheit.
Irgendwie war mir nicht so wohl bei dem Gedanken, dass zwei fehlten. Doch irgendwann sah ich dann in der Ferne drei Schweinwerfer, die sich langsam über die kurvige Strecke bewegten. Mit reichlich Verspätung kamen Rob, Claus und Kämmi dann endlich in Sanlga an.

Unsere Vermissten lachten und berichteten dann, dass sie dachten, dass Rob fehlen würde und sind gute 50 km nochmals zurückgefahren, um nach ihm zu schauen. Dabei hatte Rob die beiden eingeholt ohne dass es einer von den dreien bemerkt hatte.

Männer!!! Ich war froh, dass die zwei sich nur durch ein Missgeschick wieder durch die Dunkelheit kämpfen mussten.

Mein Bauch hatte sich wieder beruhigt und ich konnte endlich wieder etwas essen. Drei Tage Nahrungsentzug hatten mich einfach zu sehr geschlaucht, um das Motorradfahren und Indien richtig genießen zu können. Mein Kreislauf spielte auch noch ein wenig verrückt, doch es wurde immer besser.

Am nächsten Morgen standen wir für unsere Verhältnisse früh auf, um in Richtung Chitkul zu fahren.
Das grandiose Bergpanorama des indischen Himalayas strahlte uns entgegen. Die Aussicht war atemberaubend! Die 6000er erhoben sich vor uns in den tief blauen Himmel. Wir konnten uns fast nicht daran satt sehen, doch unsere knurrenden Mägen führten uns wieder zurück nach Sangla zum frühstücken.

Gut gelaunt und überfressen stiegen wir dann auf unsere Motorräder. Nako sollte das Tagesziel sein.

Und diese Wegstrecke konnte man nur in vollen Zügen genießen! Das Wetter war genial, die Straßen in einem sehr gutem Zustand, überhaupt kein Verkehr und die Aussicht ist mit Worten nicht zu beschreiben.
Der Weg schlängelte sich in schönen Serpentinen durch eine wunderbare Berglandschaft, stets mit Blick auf den schneebedeckten indischen Himalaya.
Ich schaltete meinen Mp3-Player an und sang lauthals mit.
Da ich etwas vor den Jungs losgefahren war, gehörten die Straßen und die Berge mir ganz alleine. Ich fühlte mich großartig und kam mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf einer Höhe von 3600m in Nako an.
Hier saß ich nun in der Sonne auf einem Stein und wartet auf die Nachhut.

Gute 30 min später kamen Rob und Thomas an. Wir warteten eine ganze Weile bis schließlich Clausito die Ziellinie überfuhr. Doch wo war Kämmi? Wieder fehlte einer. Claus war unterwegs schon mal zurückgefahren, um ihn irgendwo aufzugabeln – doch Fehlanzeige. Kein Kämmi in Sicht. Etwas planlos standen wir nun hier in einer wie im Bilderbuch gemalten Landschaft und überlegten, was zu tun sei.

In unseren Überlegungen vertieft hörten wir auf einmal etwas weiter entfernt Kämmis Auspuff. Aha, er muss also hier irgendwo sein. Der gute Junge war mal kurz abgebogen, um ein paar Bilder zu schießen.

Er war etwas verwundert über unsere fragenden Gesichter. Wieder komplett suchten wir ein Bleibe für die Nacht. Wir luden ab, wurden bestens mit Essen überschüttet und wir vernichteten eine Flasche Rum, die uns in Nako als Wein verkauft wurde. An diesem Abend wurde viel gelacht.
Was Alkohol in der Höhe alles so mit einem Menschen anstellen kann…

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