Pakistan Pakistan

Asalaam Aleikum Asalaam Aleikum

Wir erreichten den indischen Grenzübergang Atari gegen 14:30 Uhr und wurden
dort mit einer jenseits Hektik und Unfreundlichkeit abgefertigt. Ich bekam
nicht einmal einen eigenen Gepäckzettel und durfte meine Ausreise aus
Indien auch nicht eigenständig unterschreiben, denn das mussten die Jungs
für mich tun.
Sprechen mit einer Frau ging ja mal gleich überhaupt nicht.
Vielen Dank auch! Wir waren ja schon auf einiges gefasst gewesen, aber nicht, dass wir auf der indischen Seite schon so unfreundlich behandelt wurden.

Das absolute Gegenteil fanden wir auf der pakistanischen Seite in Wagah. Die Beamten waren super freundlich, sprachen und lachten mit mir. Uns wurden sogar süße Stückchen gereicht. Obwohl der Grenzübergang schon seit 30 Minuten offiziell geschlossen war, wurden unsere Papiere mit Ruhe und Sorgfalt behandelt.

Bis zur Wachablösung der Grenzbeamten mussten wir noch einige Zeit totschlagen und so setzten wir uns in ein Kaffee und tranken etwas.
Auch hier wurden wir mit extremer Höflichkeit und Offenheit überrascht.
Wir fühlten uns wirklich willkommen.

Die Wachablösung, welche zeitgleich mit den Indern abgehalten wird, ist ein wahres Spektakel. Tausende von Menschen stehen auf beiden Landesteilen auf feststehenden Tribünen, wobei auf der pakistanischen Seite richtig gefeiert wurde.
Aus den Lautsprechern dröhnte mitreisende pakistanische Diskomusik
und ein Fahnenschwenker heizte der Menge so richtig ein. Auf den Tribünen wurde getanzt, gesungen, gelacht und gefeiert!
Als der Fahnenträger dann auch noch einen Rollstuhlfahrer auf die Straße schob, diesem die Fahne in die Hand drückte und ihn bis an die indische Grenze brachte, war der Applaus und das Getobe ohrenbetäubend.

Für mich war das ein sehr emotionaler Moment, denn bei uns in Deutschland hört man leider immer nur die negativen Schlagzeilen über dieses Land. Dabei durften wir hier etwas ganz anderes erleben.
Wir stimmten lauthals mit in die Schlachtrufe ein und waren froh, dass wir diese Zeremonie auf der pakistanischen Seite, als einer der superwenigen Touristen – Gesamtzahl 9 – miterleben durften.

Die offizielle Wachablösung brach der Stimmung keinen Zacken aus der Krone, obwohl das Ganze bei den Soldaten sehr ernst gemeint ist. Diese Burschen verzogen aber auch überhaupt keine Miene und preschten im Stechschritt und mit Kampfgebärden an die indische Grenze.
Das Ganze natürlich mit lautem Applaus und Gebrüll der Zuschauer. Mit dem Einholen und Abtransport der Landesflaggen endete dieses Schauspiel nach guten 60 Minuten.
Schade eigentlich, denn es war wirklich ergreifend und die gute Laune der
Pakistaner ansteckend.

Gemeinsam mit dem Zuschauerstrom verließen wir das Grenzgebiet in Richtung Lahore. Das erste Auto, welches uns begegnete war ein nagelneuer Audi Q7 – Nobel geht die Welt zugrunde!
Das hell erleuchtete goldene “M” ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten, gefolgt von “KFC” und Subway.
Da soll doch nochmal einer sagen, die Pakistaner wären Anti-Amerikanisch eingestellt.

Als wir endlich unsere Bleibe gefunden hatten, war es bereits dunkel und ich total am Ende. Mein Kreislauf machte Kapriolen der feinsten Sorte und ich konnte nicht einmal mehr mein Motorrad alleine parken.
Ein Träger war so freundlich, mein Gepäck nach oben zu tragen.

Ich fiel nur noch auf ein Bett und schnaufte für mindestens 100 Maikäfer. Nach einer kalten Dusche versuchte ich meinen Flüssigkeitshaushalt auf Vordermann zu bringen, doch dass war gar nicht so einfach.
Ich konnte gar nicht so viel trinken, wie ich normalerweise benötigt hätte – bin ja auch kein Kamel.

Wir gingen in ein recht amerikanisch aufgemachtes Restaurant zum Essen.
Während ich mich mit einer magendarmfreundlichen Folienkartoffel und einem Kleks Quark vergnügte, ließ sich der Rest ein toll aussehendes
pakistanisches BBQ schmecken.

Wir waren alle sehr froh über die tolerante und offene Art der Pakistaner.

So konnten wir völlig beruhigt ins Land der Träume gleiten.

zurück vorwärts