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Reisen nicht flüchten Reisen nicht flüchten

Am nächsten Morgen war ich dann doch etwas entsetzt darüber, dass ich so lange geschlafen hatte.

In mir stieg schon wieder leicht die Panik auf, bis Konni mich aufs Bett setzte und mir mal die Leviten lies.

“Hey Mädel, Du hast Urlaub und bist auf Reisen nicht auf der Flucht!”

Genau durch diesen Satz wurde mir erst mal richtig bewusst, unter welchen Druck und Stress mich die Jungs unbewusst gesetzt hatten. Konni brachte, die für mich längst überfällige, Ruhe und Gelassenheit mit.

Auf dem Weg in Richtung Schwarzes Meer besichtigten wir noch das
griechisch-orthodoxe Kloster der Jungfrau Maria.
Das byzantinische Kloster klebt an einer steilen Felswand hoch über den Nadelwäldern und einem wilden Bergbach.
Danach tingelten wir eine ganze Zeit lang an der Küste entlang. Bei der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz buddelte Konni seine GS gleich mal in den tiefen Kiesstrand ein.
Wir mussten erst das komplette Motorrad vom Gepäck befreien, denn ansonsten hätten wir das Bike niemals aus dieser Miesere befreien können. Letztendlich fanden wir dann doch noch einen in unseren Augen geeigneten Platz zum Campen.

Direkt an der Steilküste schlugen wir das Zelt auf, kochten was und ließen den Tag gemütlich ausklingen.
Doch als wir in den Schlafsäcken lagen, fanden wir unseren Zeltplatz überhaupt nicht mehr geeignet, denn wir hatten ausgerechnet am After-Work-Meeting-Point der Türken unser Nachtlager aufgeschlagen.

Die Gesellschaft wurde immer grösser und wir wurden bis spät in die Nacht von allen Seiten mit türkischer Diskomusik (umts,umts,umts) beschallt. Diese Nacht war also nicht wirklich erholsam und so waren wir am nächsten Morgen mehr gerädert als ausgeruht.
Als wir vorsichtig aus dem Zelt schauten, kam uns das alles wie ein schlechter Film vor. Da stand unser rotes Zelt mutterseelenalleine und einsam auf der Klippe und schaute aufs Meer hinaus.

Wir frühstückten und packten dann unsere Sachen zusammen.
Eine ganze Zeitlang fuhren wir noch an der Küste entlang, um dann doch wieder ins Landesinnere abzubiegen. Die Straße schlängelte sich durch schöne grüne Landschaft und es war ein Genuss dies ohne großen
Straßenverkehr genießen zu dürfen.
Kurz vor unserem Tagesziel Amasya türmten sich große Regenwolken über uns auf, doch wir schafften es noch trocken in das zwischen zwei Bergrücken eingezwängte Städtchen.
Mir gefielen diese kleinen, toll restaurierten osmanischen Häuser sofort. Über diesem beschaulichen Örtchen thronen die in den Fels gehauene Gräber der Könige von Pontus.
Zudem hat dieses Städtchen reichlich schöne, im osmanischen
Stil gehaltene Moscheen zu bieten.

Auch nach diesem wirklich durchaus gelungenem und stressfreien Tag war ich todmüde, doch bevor sich meine Augendeckel erneut für 12 Stunden aufeinander klebten, musste Konni als Physiotherapeut fungieren und meine Wirbelsäule mobilisieren.
Bei mir war irgendwie kein Wirbel mehr an der Stelle wo er hingehörte.

Ich hatte tief und fest geschlafen und so verließen wir ausgeruht Amasya um quer nach oben in Richtung Sinop zu fahren. Und das war genau die richtige Entscheidung. Die Straße und die Landschaft waren genial. Der Asphalt schlängelte sich durch die Berge, an Seen vorbei und hinter jeder Kurve bot sich uns ein neuer genialer Ausblick!

Nur sollte das türkische Verkehrsministerium sich auch mal Gedanken darüber machen, nicht nur Schilder aufzustellen, die vor Rindern warnen, sondern ab und an mal ein Warnschild vor Landschildkröten, die mutig ihren Weg über die Straße nehmen.
Ich hätte fast zwei der gepanzerten Freunde überfahren, doch ich
hätte danach wahrscheinlich schlimmer ausgesehen.

Kurz nach Boyabat wurde es so richtig dunkel über uns und wir hüpften in
einem Tunnel vorsichtshalber in die Regenkombis. Als wir wieder aus dem Tunnel herauskamen zeigte sich ein strahlend blauer Himmel.
Na toll! Jetzt hatte ich mich schon in meine Ganzkörpergummierung hineingezwängt, dann blieb sie jetzt auch an.
Somit hatte ich das Teil wenigstens nicht umsonst durch die halbe Welt transportiert.

In Erfelek entledigten wir uns dann doch der Regenklamotten. Wir fuhren gute 14 km über Dirt-Roads, um uns die im Reiseführer so schön beschriebenen 28 Wasserfälle von Erfelekt anzuschauen, doch leider konnten wir nur einen kleinen mit den Bikes erreichen.
Da wir definitiv zu faul waren mit den Motorradklamotten eine Tageswanderung bei strahlend blauem Himmel zu unternehmen, begnügten wir uns eben mit diesem einen.

In Sinop machten wir dann nochmal eine kleinen Zwischenstopp, um den
atemberaubenden Blick auf das wellenbewegte Meer zu erhaschen, welchen in
seinen intensivsten Blautönen strahlte. Der Küstenstraße folgend, durften
wir dann noch tolle Kilometer durch sagenhafte Wälder genießen, um bald
darauf wieder auf das Meer zu blicken.

Der Wind frischte auf und wir konnten leider keinen windstillen Zeltplatz finden. Da es uns auch langsam kühl wurde checkten wir in Abane in einem Hotel ein und futterten die fürs Zelten gedachte Brotzeit einfach auf dem Zimmer.

Dieser Tag war einfach ein Traumtag gewesen und so freuten wir uns schon auf den kommenden.

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