Ab nach Hause Ab nach Hause

Je näher desto schneller Je näher desto schneller

Wir konnten die Fähre recht zügig verlassen und fuhren bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Dolomiten, wobei ich mich wirklich erst an die jetzt doch öfters auftauchenden Verkehrsampeln gewöhnen musste. Hier in Italien konnte man sich nicht nach Indienmanier durch den Verkehr mogeln, denn die Strafzettel wären sicherlich teuer geworden.

Gemütlich kurvten wir über die ersten Pässe auf europäischem Boden und erfreuten uns an der schon fast heimatlichen Aussicht. Kilometer für Kilometer fuhren wir schneller, denn mich zog es heimwärts.

In Sterzing verbrachten wir dann nochmals eine Nacht in unserem kleinen roten Zelt und planten bei einem riesigen Teller Spaghetti den letzten Reisetag.

Ich wachte früh auf, denn nun war es schon fast unheimlich wie sehr in nach Hause wollte und so trieb ich den armen Konni an wie ein übler Kuhhirte in Nepal. Er durfte nicht einmal ohne schriftliche Genehmigung zum Pullern gehen.

Ich wollte heim!

Die letzten Kilometer lagen nun vor uns und je näher ich Deutschland kam, umso mehr grinste ich unter meinem Helm.
Als ich nach dem Füssener Grenztunnel endlich wieder deutschen Boden unter den Rädern hatte, riss ich die Faust nach oben und jodelte vor Freude.

Ich hatte es geschafft – naja ein paar kleine Kilometerchen lagen ja noch vor mir und es wäre ja schon fast untypisch, wenn alles ohne irgendwelche Vorkommnisse noch abgelaufen wäre.

In Grönenbach bemerkte ich einen kleinen Schlag auf meinem rechten Oberarm. Ich schaute an mir herunter, konnte aber nichts feststellen. Ich schaute in den linken Spiegel, um nach Konni zu sehen. Sah ihn aber nicht, also kam der Blick in den rechten Spiegel. Spiegel? Ja wo war er denn? Ich blickte in das schwarze Innenleben. Das Glas hatte sich doch tatsächlich auf den Endspurt-Kilometern verkrümelt.

Als wir Memmingen erreicht hatten, musste und wollte ich zuerst mal meine herzallerliebsten Kollegen begrüßen. Es tat so gut in diese strahlenden Gesichter zu blicken.

Nach dem Praxis-Comeback machte ich mich endgültig auf den Weg nach Hause.

Nach 67 Tagen und 14303 Kilometern stand ich vor meinem Ortsschild.

Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben, dass ich es geschafft hatte. Es lagen einige schwere Tage hinter mir, aber der Großteil dieser Reise haben einfach nur geniale und positive Eindrücke bei und in mir hinterlassen.

In meine Erinnerungen haben sich die Menschen am Straßenrand gebrannt, die ihrer Arbeit nachgehen und mich oft an mittelalterliche Szenen erinnern.

Die alten Bauern mit ihren sonnengebräunten Gesichtern, welche von tiefen Falten durchzogen waren, die ihrer klapprigen Holzkarren von einem Esel oder Büffel durch die Dörfer ziehen lassen.

Doch egal was sie taten, diese Menschen am Straßenrand – die nicht verbergen können, dass sie arm sind und oft nicht mehr als das Allernötigste zum Leben haben; egal welcher einfachen Arbeit sie auch nachgehen, sie vermittelten mir stets den Eindruck, dass sie gerne leben.

So saßen sie da, die älteren und jüngeren Menschen mit den hellwachen Augen – bewegungslos, an einem Ort an dem sie sich ganz augenscheinlich wohl fühlen und wo sich beglückende Zeitlosigkeit ausbreitet.

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