Nun arbeite und plane ich schon 15 Monate für das Projekt Südamerika und gute 14 Tage vor der Ziellinie rennt die Zeit davon und zieht sich gleichzeitig hin wie ein schlechter Kaugummi.
Zeit einen kleinen Rückblick auf die Vorbereitungsphase zu wagen:
Nachdem die grobe Planung bereits begonnen hatte, haben Konni und ich uns zuerst der Großbaustelle „Africa Twin“ angenommen. Meine alte Lady wurde von Touratech mit so viel neuem Equipment ausgestattet, dass sie mir schon fast unheimlich war. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass es sich immer noch um das Selbe Motorrad handelte, statteten wir dem Herzstück von Touratech in Niedereschach einen Besuch ab, wo wir mit Joe Stather viel Spaß hatten. „JoeDakar Stather „ hat uns auch gleich mit seinem noch nicht erschienenen Kochbuch „On the Boil“ ausgestattet. Wir mussten ihm versprechen einiges daraus auszuprobieren und Beweisfotos zu machen. Dieses Versprechen werden wir natürlich halten – und Joe:“Wehe es schmeckt nicht!“
Manfred Spitz lud mich in den BMW Enduro-Park Hechlingen ein, um mein nepalesisches Schottertrauma zu bewältigen. Mit Vorfreude kam ich dieser Einladung nach und ich wurde herzlichst von der guten Seele des Parks Helmut Rosenberger und Manfred begrüßt. Doch kaum auf einer F800 GS unterwegs, holte mich die Realität sehr schnell wieder ein. Die Schotterblockade baute sich wie ein Tsunami vor meinem Visier auf und die Angst kroch in jeden meiner Muskeln. Keine Ahnung woher mein Trainer Walter die Geduld und die Ruhe nahm, mich 2 Tage durch die Passagen des Parks zu betteln. Am Ende des zweiten Tages war ich so von mir enttäuscht und frustriert, dass jedes Lob von Walter an mir abprallte. Ich hatte mir selbst solch einen Druck auferlegt und konnte meinen Tränen keinen Widerstand mehr bieten. Ich heulte wie ein Schloßhund und habe Walter damit wohl sehr erschreckt – Sorry Walter, es lag definitiv nicht an Dir!
Diesen Triumph konnte ich meinem inneren Schweinehund einfach nicht gönnen, daher übte ich freiwillig wie eine Besessene in der brütenden Hitze von 32 Grad auf einem Parkplatz Blickführung und beschloss mich meiner Angst nochmals zu stellen und weitere zwei Tage in Hechlingen zu trainieren. Diesmal fuhr ich allerdings nicht alleine in die „Höhle des Löwen“. Ich nahm meinen verstofftierten Schweinehund mit und ließ ihn mit Kabelbinder vom Hechlinger Meisterschrauber Gerd direkt hinter dem Windschild befestigen. Bis ich realisierte, dass Gerd meinen Begleiter an einer 1200 GS befestigte, war jede Widerrede zwecklos.
Wie soll ich so ein Schiff durch die Kuschelwiese fahren, wenn ich es schon mit einer 800er nicht geschafft habe? Der Frust zeigte sich schon wieder von seiner besten Seite.
Gerds Antwort:“ Du hast zwei Möglichkeiten, entweder Du fährst mit der 1200er oder Du läufst durch den Park. Kopf hoch – Du kannst das – Vertrau mir!“
Schluck – und nochmals kräftig Schluck!
Aber ich muss sagen, er hatte absolut Recht. Mit der 1200 GS fiel es mir wesentlich leichter die Tücken des Parks zu bewältigen und ich konnte dieses Mal sogar richtig laut in meinen Helm hinein lachen. Zudem konnte ich mich etwas an Walter rächen, denn er hatte Probleme mit seiner Halswirbelsäule und ich konnte den Physiotherapeuten nachgesagten Sadismus voll ausleben ;-) .
Beschwingt, erleichtert und mit einem schönen großen blauen Fleck am Oberschenkel fuhr ich nach Hause.
Danke schön an das Team von Hechlingen! Ihr habt mir wieder Motivation und Zuversicht eingehaucht.
Das Konni manchmal für Überraschungsmomente gut ist, hat er ja bereits letztes Jahr mit seiner „Geisterfahrt“ in Griechenland bewiesen.
Doch diesmal war Konnis Highlight in der Vorbereitungsphase perfekt. Mister Tollpatsch purzelte so genial durchs Leben, dass er sich gleich eine Fraktur des Schulterdaches zuzog, die nirgendwo klassifiziert ist. Über diese Verletzung staunten die Ärzte genauso wie ich und mein Kollege Hansi gab alles, um Konni so schnell wie möglich wieder fit zu machen. Doch ein Knochenbruch im Schulterbereich braucht Zeit und kann sehr tückisch sein. Deshalb waren die letzten Wochen vor dem Flug schon eine kleine Zitterpartie. Konni durfte seine Schulter nicht belasten; daher waren wir stets auf die Kraft von Dieter Gorbach und unserer Nachbarn Tom Belli und Andreas Bunz angewiesen, um die Motorräder für den Transport vorzubereiten. Mit gemeinsamen Kräften haben wir es letztendlich doch geschafft, die Bikes und das Gepäck in den Transportkisten zu platzieren und reisefertig zu machen.
Dr. Geitner aus Ottbeuren führte Konni und mich in die Grundlagen der Chirugie ein. An einer Speckschwarte lernten wir das Nähen von Wunden. Zu Beginn war es schon eine Überwindung und ein kleiner Kraftakt die Nadel durch das zähe Gewebe zu stechen, doch mit der Zeit klappte das Handling mit den Instrumenten immer besser und unsere Knoten wurden fast perfekt. Ich hatte richtig Spaß dran und überlegte laut was ich auf unserer Tour alles anstellen müsste, um Konni eine Wunde zuzufügen, damit ich nähen kann.
Von unseren Freunden verabschiedeten wir uns mit einer „Goodbye Deutschland-Party“.
Auch diesmal wird es wieder eine Herausforderung werden, eine Zeit lang ohne den Rückhalt von Freunden und Familie auszukommen. Vor allem in der Weihnachtszeit.
Aber wir wissen, dass sie trotz tausender Kilometer Entfernung stets mit den Gedanken bei uns sein werden.
Obwohl wir noch keinen einzigen Kilometer gefahren sind, ist unsere Spendenaktion für World Vision super angelaufen. Wir möchten uns bereits jetzt schon bei allen Spendern für die Förderung unseres Projektes bedanken. Das motiviert uns, Euch noch mehr spannende, lustige und emotionale Momente unserer Reise auf dieser Webseite näher zu bringen.
Südamerika – Wir kommen!
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