Wir änderten einfach mal so kurzfristig unsere Reiseroute und fuhren von La Serena aus direkt Richtung Osten. Mehrere Personen hatten uns vom Paso del Agua Negra vorgeschwärmt.
Klar, dass wir denn dann einfach so mal fahren!
Wir fuhren ganz gemütlich los und die Straße schlängelte dich zwischen den Weingütern hindurch. Direkt nach dem chilenischen Zoll begann die Schotterstraße und wir schraubten uns wieder auf eine Höhe von 4779 m, wobei die letzten Kilometer einfach mal so wieder etwas mehr Fahrtechnik forderten. Ich hatte nach Bolivien echt keine Lust mehr auf solche Streckenabschnitte und fluchte wie ein Rohrspatz.
Auf der argentinischen Seite erwarteten uns einige bizarre Schneefelder, die zwar zum eisigen Wind passten, aber nicht zur restlichen Landschaft.
Wir knatterten bis Las Flores stets bergab. Nachdem wir endlich die offiziellen Stempel alle hatten, schwenkten wir nach Norden.
In Pismanta stürzten wir in ein Hotel mit integrierten Thermalbecken und entspannten im 38-44 Grad warmen Wasser unsere Muskeln. Ich sah danach aus wie ein verschrumpelter Apfel und war so staubfrei wie schon lange nicht mehr. Essen gab es in diesem Hotel erst ab 21:30 Uhr und wir schauten ständig auf die Uhr, in der Hoffnung, dass die Zeit schneller vergehen würde. Bis wir dann schließlich was zum Futtern bekam, hatte ich schon keinen Hunger mehr. Trotzdem lud ich mir die Teller – grad aus Trotz – richtig voll.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Rodeo , da dieses kleine Städtchen sowohl eine Tankstelle, als auch einen Geldautomaten aufweisen konnte.
Nachdem der noch angetrunkene Tankwart und bedient hatte, brachten wir an Argentiniens Surferparadies noch unsere Reifen wieder auf asphalttauglichen Luftdruck und düsten einfach so Richtung Süden.
Am Nachmittag erreichten wir das “Synonym des Weines” – Mendoza . Wir checkten im Hostal ein und machten uns direkt auf zur Stadterkundung, wobei diese Stadt wie ausgestorben wirkte.
Nachdem wir uns die Füße bis zum Park plattgelaufen hatten, setzten wir uns in ein Lokal und speisten wie die Könige.
Kaum wurde es Abend, erwachte die Stadt aus ihrem Tiefschlaf und die Plaza Independencia war gerammelt voll. Ein 2-Mann-Kabarett unterhielt hier Jung und Alt und wir wurden einfach so unfreiwillig Statisten.
Irgendwie fielen wir einfach auf wie bunte Hunde und wurden schnell als nicht Einheimische erkannt. Man fragte uns woher wir kämen und als ich antwortete “Alemania” bekamen wir tosenden Applaus von der Menge.
Jetzt waren wir stadtbekannt. In der lauen Abendluft trotteten wir zurück zum Hostal.
Am nächsten Morgen bepackten wir wieder unsere Bikes, wobei Konni einen kleinen gefiederten Freund fast zu Tode erschreckte. Als er seinen Tankrucksack festzurrte bemerkte er, dass einfach so ein Jungvogel auf seinem Kühlerschlauch saß und vor Schreck zu Eis erstarrt war. Der Kleine war nachts aus dem Nest gefallen und hatte in der BMW Schutz gesucht.
Vorsichtig streckten wir ihm ein Stock hin, damit wir ihn unter den Baum setzten konnten, doch das winzige Federvieh versuchte zu fliegen – kam aber aufgrund seines Alters nicht sehr weit. Also hüpfte er unter Aufsicht seiner Eltern munter in Richtung Hauptverkehrsstraße. Soweit ging auch alles gut bis ein Bus ihn einfach so platt fuhr. Armer kleiner Freund!
San Rafael begrüßte uns auf die selbe Art und Weise wie Mendoza – mit leergefegten Straßen. Es war 14 Uhr und somit Siesta. Also warteten wir geduldig im Hotel, bis sich die Ladentüren wieder öffneten und Leben in die Stadt kam. Wir verbrachten eine kurze Zeit im Internetcafé und setzten uns dann in ein Straßenlokal, um Konni´s stets knurrenden Magen zu füllen. Während wir aßen beobachteten wir interessiert die an uns vorbeiziehenden Menschenmassen.
Unglaublich! Wo waren die alle 2 Stunden vorher?
Zudem stellten wir fest, dass San Rafael eine sehr fruchtbare Stadt ist. Jede 2. Frau hatte mindestens 1 Kind an der Hand, auf der Hüfte sitzen oder im Kinderwagen im Schlepptau. Wobei die Kleinstsäuglinge von den Müttern wie Trophäen durch die Straßen getragen wurden. Ich kann mich nicht erinnern jemals so viele Kinder gesehen zu haben.
Gut genährt schlenderten wir zurück zum Hotel, um kurz darauf in tiefen Schlaf zu versinken.
Pünktlich um 8 Uhr saßen wir auf unseren Knatterkisten und fuhren einfach so gemütlich in Richtung Süden wobei uns nach Malargue eine kurze Off-Road-Strecke begrüßte.
Genau auf diesem staubigen Abschnitt begegneten wir einem deutschen Wohnmobil. Am Steuer saß Willi Diet aus Buchenberg. Nach einem kurzen und lustigen Small-Talk ging es dann schließlich weiter.
Wir machten einen kurzen Abstecher zum versteinerten Wald, um einfach so festzustellen, dass es eigentlich nichts mehr davon zu sehen gab. Es lagen nur noch minimale Reste herum. Der Bestand wurde bereits von Kulturräubern extremst dezimiert. Kurz darauf hatten wir noch eine kurze Schotterstrecke zu bewältigen.
Kaum hatte ich wieder Asphalt unter den Reifen, watschelte ein kleines Gürteltier über die Straße. Ich beobachtete den kleinen gepanzerten Racker interessiert. Doch was macht dieses Tier? Ändert plötzlich einfach so die Richtung und wuselt mir direkt vor und somit unters Vorderrad.
Ich kniff bereits beim ersten Holpern die Augen zu und hatte schon vor dem zweiten Holperer am ganzen Körper Gänsehaut.
Das arme Tierchen!
Konni drehte nach meinem Unfallbericht natürlich sofort um und konnte es nicht unterlassen, ein Aktenfoto des verunglückten Unfallopfers zu machen. Ich nenne das Leichenschändung – Konni Beweisfoto. Den ganzen restlichen Abend musste ich mir noch Witze darüber anhören, wie man das einzige Gürteltier weit und breit einfach so überfahren kann.
Auch in Buta Ranquil bekamen wir erst um 22 Uh etwas zwischen die Zähne, wobei ich schon fast am Tisch einschlief. Die Argentinier liegen mir mit ihrer “Spätesserei” einfach nicht.
Bevor wir nun endlich Patagonischen Boden betreten konnten hatten wir eine letzte Zwischenstation – Zapala .
Diese Kleinstadt hat wenig zu bieten, genauer gesagt – eigentlich überhaupt nichts. Daher stieg unsere Vorfreude auf unsere weihnachtliches Domizil umso mehr.
Erst recht nachdem ich mir wenigstens etwas weihnachtliche Stimmung aufs Motorrad brachte. Ich hatte mir einen kleinen Stoff-Weihnachtsmann gekauft. Der wird mit mir gemeinsam in Patagonien einreisen darf, während ich Weihnachtslieder in meinen Helm hinein schmettern werde – einfach so….
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