Die Hintertür des Parks stand immer noch offen und so konnten wir unbemerkt über die Schotterstraße aus dem Park rütteln. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
Als wir auf die Asphaltstraße kamen, schmiedeten wir kurz einen Blockadendurchbruchsplan der lautete: langsam hinfahren, nach Lücken suchen und ohne Diskussion Gas geben.
An der Sperre vom Flughafen Puerto Natales wurde uns bereitwillig Platz gemacht, während vollgestopfte Busse und Militärfahrzeuge die Durchfahrt weiterhin streng untersagt wurde. Somit konnten wir ungehindert nach Natales zum Tanken fahren. Mit gefülltem Tank, aber leerem Geldbeutel versuchten wir vergeblich in Puerto Natales an Bargeld zu kommen. Alle ATM waren leer.
Dann muss es eben ohne Geld gehen.
Wir fuhren in Richtung Punta Arenas aus der Stadt hinaus. Auch die dortige Strassenblockade war für uns kein Hindernis, obwohl Konnis BMW einen Tritt hinnehmen musste. Seither schmollt sie etwas.
Bis zum Airport von Punta Arenas hatten wir die komplette Strecke wieder mal für uns alleine. Nun erwarteten uns 3 richtig massive und große Sperren, deren brennenden Reifen schon von Weitem zu erkennen waren.
Mit viel List und Tücke knatterten wir hindurch, wobei uns böse Gesten im Rückspiegel nicht verborgen blieben.
Mir war das schnurzegal, denn uns blieb nichts anderes übrig als in die Stadt hineinzufahren. Unsere Tanks waren leer und der Geldbeutel ebenfalls.
Im Zentrum der Stadt gerieten wir mitten in einen Demo-Autokorso, dem wir uns ebenfalls lautstark hupend bis zur nächsten Bank anschlossen.
Nun waren wir wieder flüssig und konnten uns in Ruhe im Lonley Planet eine Unterkunft suchen. Wir hatten uns für ein Hostal entschieden und fuhren los, doch als wir merkten, dass wir komplett in die falsche Richtung fuhren hielt ich an.
Konni stieg von seinem Motorrad ab, um mit mir auf die Karte zu schauen, war dabei aber etwas ungeschickt und somit fungierte die BMW als Orakel. Das Töff legte sich auf die Seite, direkt vor den Eingang eines Hostals.
Ein Zeichen, ein Zeichen!
Also checkten wir genau hier ein. Von außen sah das Ganze etwas asselig aus, aber innen war es urgemütlich, warm, super sauber und einfach bequem – auch wenn wir unser Zimmer mit einem schnarchenden Schweizer teilen mussten.
Wir zogen uns bürgerliche Klamotten an und begaben uns mitten in das Zentrum des Streikes, obwohl eine E-Mail der deutschen Botschaft ausdrücklich vor Krisenherden gewarnt hatte. Gleichzeitig stand aber in der Mail, dass wir uns mit Lebensmitten und Benzin eindecken sollten.
Wie sollten wir das denn machen, wenn wir nicht in eine Stadt sollten?
Doch der schönste Satz war: Halten sie durch!!!
Nun standen wir hier in mitten einer friedlich demonstrierender Menschenmasse, die Fahnen schwenkte und Schlachtrufe von sich gab, während im Inneren des Rathauses Verhandlungen geführt wurden.
Gemütlich schlenderten wir zurück zum Hostal und informierten uns im Web über mögliche Fährverbindungen nach Porvenir. Und da gab es doch tatsächlich einen aktualisierten Fahrplan – trotz Streik!
Unser Hotelier rief vorsichtshalber bei der Gesellschaft an und kam mit erhobenem Daumen zurück. “Ihr habt für morgen 15:30 Uhr eine Reservierung.”
Wow! Konni blieb skeptisch – ich optimistisch.
Gut ausgeschlafen kamen alle Gäste fast gleichzeitig viel zu spät zum Frühstück. Draußen regnete es Bindfäden und somit verpasste keiner etwas. Es wurde munter gequasselt und gelacht. Unser Hotelier rief nochmals bei der Fährgesellschaft an und bestätigte uns kurze Zeit darauf, dass die Fähre ablegen würde und der Streik inoffiziell vorbei sei.
Ich grinste, stand auf und packte meine Sachen.
Feuerland ich komme!