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No Pasar!...von wegen... Teil 1 No Pasar!...von wegen... Teil 1

Die Strecke bis zum Grenzübergang Cancha Carrera verging wie im Flug. Auf der argentinischen Seite waren die Formalitäten auch super schnell erledigt und wir fuhren 15 km weiter, um an der chilenischen Grenze ebenfalls unsere Stempel abzuholen.
Hier trafen wir auf “extremst arbeitswütige” Zöllner – hier wurde kein Handgriff getan, sondern gestreikt. Wir mussten mehrmalig nachbohren um wenigstens einige Informationen zu erhalten. Die patagonischen Chilenen befanden sich im Aufstand, weil die Regierung den Preis des bereits schon subventionierten Gases um 20% erhöht hatte. Es wurden alle Zufahrtstrassen in und aus den Städten heraus durch Straßenblockaden gesperrt, alle Geschäfte wären geschlossen. Somit bestand für uns keine Möglichkeit in den Nationalpark Torres del Paine einzureisen. Wollten die Chilenen mich tatsächlich um eines der HIGHLIGHTS bringen?

Anscheinend.

Ich war kurz davor als Gegenprotest mein Zelt direkt an der Grenze aufzuschlagen, doch die Grenzbeamten konnten uns auch nicht sagen wie lange diese Situation anhalten würde. Uns blieb also nichts anderes übrig als umzudrehen und wieder in Argentinien einzureisen. Wir kamen als eine der ersten mit der Information an, dass Chile die Grenzen in Patagonien geschlossen hatte.

Inzwischen stauten sich am argentinischen Grenzpunkt die Busse und keiner wusste weiter. Wir entschlossen uns dazu es an einem weniger populären Grenzübergang zu versuchen und fuhren nach 28 de Noviembre, doch auch hier war kein Durchkommen. Da wir dringend tanken mussten fuhren wir zurück nach Rio Turbio und kamen überein, die restlichen 16km zum hiesigen Grenzübergang zu fahren, um dort weitere Informationen einzuholen. An dieser Grenze änderten sich die Meldungen minütlich. Menschen berichteten uns mit Tränen in den Augen, dass sie mit ihren Koffern zu Fuß gerade noch so durch die Straßenblockaden gekommen sind und das alles ganz schlimm wäre.

Wir wollten es trotzdem versuchen und bekamen auch ohne weiteres die Stempel in die Pässe gedrückt. Gemütlich rollten wir in Richtung Puerto Natales und stießen gute 7km vor der Stadt auf die besagte Straßenblockade. Hier standen ein paar Busse und LKW auf der Straße und versperrten die Durchfahrt. Ich blieb 20 m vor der Sperre stehen und zog den Helm ab. Eine 5-köpfige Delegation kam auf uns zu und erklärte die Situation.

No Pasar!

Ich hörte mir das Ganze an und sagte, dass ich deren Situation gut verstehen könne und fragte gleichzeitig, ob es möglich wäre dann hier am Straßenrand zu campen. Dies wurde mit überraschten Gesichtern gestattet. Die Chilenen rechneten wohl mit aufgebrachten und sehr ärgerlichen Touristen. Wir fuhren also auf den Seitenrand und hatten noch nicht mal die Seitenständer ausgeklappt, als die Männer zurück kamen – diesmal mit Fernsehkamera im Schlepptau – und uns auf ein Grundstück hinter der Straßensperre lotsten. Da hätten wir mehr Platz und mehr Privatsphäre.

Wir stellten die Motorräder ab, packten das Vesper aus und verschafften uns einen Überblick. Nun stand der Weiterfahrt nach Puerto Natales nichts mehr im Weg, denn schließlich hatten uns die “Besetzer” persönlich durch die Sperre geführt. Nach unserer Brotzeit rollten wir in Schrittgeschwindigkeit aus der Menschenmenge hinaus.

Puerto Natales war wie ausgestorben. Alle Geschäfte, Restaurants und Privathäuser hatten schwarze Fahnen zum Zeichen des Protestes gehisst, manche Häuser waren komplett mit schwarzem Plastik verhüllt. Es war fast schon unheimlich durch die menschenleeren Straßen zu fahren und nach einer Unterkunft zu suchen. Gleich beim ersten Versuch hatten wir einen Volltreffer und konnten im Hostal Southwind (www.southwindhostel.cl) einchecken. Die Besitzer waren super freundlich, die Zimmer total gemütlich und die Bikes waren auch sicher verstaut. Endlich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen…das war toll!

Der kommende Tag begrüßte uns mit Dauerregen, somit eröffneten wir diesen Tag erstmal mit einem ausgedehnten Frühstück. Bei solch einem Mistwetter jagt man schließlich nicht mal den Hund vor die Tür. Die Straßensperren gestanden immer noch und die Fronten hatten sich verhärtet, da in Punta Arenas am Abend durch einen Unfall 2 Frauen ums Leben gekommen sind. Ein übermotovierter LKW-Fahrer hatte versucht durch eine Sperre zu fahren. Somit saßen wir in Puerto Natales erst einmal fest. Ich legte mich nochmals aufs Ohr und schlief gute 4 Stunden bis ich mich doch noch dazu aufraffen konnte die Nase in den Wind zu stecken. Wir schlenderten durch die Stadt, in der auch das ein oder andere Geschäft wieder geöffnet hatte. Ab und an fuhren Autokorsos hupend durch die Straßen.

Am Abend zogen hunderte von Touristen in die Turnhalle. Hier konnte man sich in vom roten Kreuz ausgelegte Listen eintragen, um dann mit Informationen gefüttert zu werden. Doch hier wurde unheimlich viel geredet ohne eine konkrete Aussage zu treffen, daher kehrten wir zurück zum Hotel. Wir wollten ja auch nicht ewig in dieser Stadt bleiben.
Mit gepackten Motorrädern wagten wir den Vormarsch und rollten aus der Stadt hinaus….

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