Als wir auf der Zufahrtsstraße nach El Chalten in windiger Schräglage dahin rollten, zeigten sich der Fitz Roy und der Cerro Torre vor strahlend blauem Himmel in ihrer ganzen Pracht.
Wir konnten das fast nicht glauben, da wir von mehreren Seiten gehört hatten, dass dies recht selten vorkommen sollte. Nachdem wir den ATM und den Supermarkt in der Mangel hatten, suchten wir uns einen Campingplatz, wo wir zwei weitere Biker aus Berlin trafen. Beim abendlichen gemeinsamen Kochen wurden neben Bier auch wieder viele Informationen ausgetauscht.
Um 08:30 Uhr starteten wir in voller Trekkingmontur am Campingplatz. Ja, richtig – wir wollten uns nach 8 Wochen faul auf dem Motorrad sitzen nun endlich wieder mal sportlich bewegen und wandern gehen.
Unser Weg führte uns von El Chalten aus an die Laguna Capri , über den Campingplatz Poicenot zum Rio Blanco. Bis dahin lagen wir auch richtig gut in der Zeit und waren gute 45 min schneller als die angegebene Zeit, doch dann ging es bis zur Laguna de los Tres am Fuße des Fitz Roy richtig steil über Steinstufen und Geröll bergauf.
Wir mussten ganz schön Schnaufen. Dafür entschädigte uns dann der Ausblick – die Lagune und der dahinter liegende Fitz Roy vor strahlend blauem Himmel.
Da das Wetter einfach genial war entschlossen wir uns dazu einen 10 km langen Umweg zu nehmen, um auch noch einen Blick auf den Cerro Torre zu erhaschen. Daher folgten wir dem Pfad vorbei an der Laguna Madre und Laguna Hija in Richtung Laguna Torre. Doch der Cerro Torre spielte Verstecken und verbarg seine begehrenswerten Gipfel in den Wolken. Somit sind wir ganz umsonst diesen weiten Weg gelatscht. Auf dem Abstieg zurück nach El Chalten meldeten sich meine Knie und jeder weitere Schritt wurde zur schmerzhaften Grenzerfahrung. Zudem entwickelte mein rechts Knie ein mit Biomechanik nicht zu erklärendes Eigenleben und meine Fußsohlen brannten wie Feuer.
Ich humpelte wie Quasi Modo bergab, wobei Konni mich ständig auslachte und war echt froh als sich die Dächer vom Ort zeigten.
Als ich endlich wieder asphaltierten ebenen Boden unter meinen Schuhsohlen hatte, blieb ich abrupt stehen. Keinen Schritt wollte ich mehr gehen.
35 km an einem Tag in zum Teil unwegsamen Gelände waren nach so langer Sportabstinenz einfach zu viel gewesen.
Im erstbesten Kaffee schütteten wir uns 1 Liter Cola in den Hals und saßen wie ein Häufchen Elend am Tisch. Ich hätte auf der Stelle einschlafen können, doch Konnis knurrender Magen verlangte zuerst nach Futter und so schleppten wir uns ein paar Häuser weiter direkt ins nächste Restaurant. Die riesige Grillplatte konnten wir überhaupt nicht vertilgen und so blieb wohl einiges für die zahlreichen Straßenhunde übrig.
Bis ich nach dem Essen endlich wieder auf meinem Fahrgestell stand dauerte es einige Minuten – sehr zur Erheiterung von Konni und dem Servicepersonal des Lokals. Ich bewegte mich wie ein eingerosteter Roboter und brabbelte stets vor mir her: rechtes Bein – linkes Bein – rechtes Bein….
Am Zelt angekommen war für mich eines klar – heute keinen einzigen Schritt mehr. Doch als ich meine Wanderschuhe öffnete und tatsaechlich leichter Qualm aufstieg wusste ich – ich muss noch zur Dusche laufen.
Nach dem heißen Guss fiel ich direkt in meine Schlaftüte. Meine Knie schmerzten so stark, dass ich freiwillig noch eine Aspirin nahm, um dann endlich schlafen zu können.
Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Dieses Sprichwort bewahrheitete sich am kommenden Morgen, denn Konni hatte sich über Nacht ein doch sehr merkwürdiges Bewegungsverhalten angeeignet. Von Muskelkater gepeinigt schlich er über den Campingplatz, während meine Knieschmerzen verschwunden waren.
So schnell wie es Konnis Muskelkater zuließ packten wir die Motorräder auf und fuhren nach El Calafate, wo wir 3 weitere Motorradfahrer trafen und gemeinsam ein abendliches Asado veranstalteten. Ich hätte mich über Claudio (gebürtiger Argentinier, jetzt in USA lebend) und Fred halb totlachen können, denn die zwei erinnerten mich irgendwie an Dick und Doof – nicht ihres Aussehens wegen, sondern aufgrund ihrer Art.
Zu fünft starteten wir dann am nächsten Morgen zum Moreno-Gletscher . Der Wind war schon recht ordentlich und es wurde auf dem Motorrad ganz schön frisch. Bibbernd erreichten wir den Parkplatz, um dann über ein Labyrinth von Eisenstegen zum Gletscher zu gelangen. Hier blies einem der Wind schon ganz ordentlich um die Ohren und man fühlte sich gleich in die Eiszeit zurückversetzt.
Gute 3 Stunden saßen wir an dem bläulich schimmernden Eisgiganten und erfreuten uns an dem immer wiederkehrendem Knarren und Knacken des Eises bevor ein kleines Stück abbrach und ins Wasser fiel. Leider spielte das Wetter nicht so mit und der stark bedeckte Himmel erleichterte sich dann durch leichten Regen. Eigentlich wollten wir am Campingplatz La Roca im Nationalpark campen, doch bei diesem Wetter zog es uns hier zurück in die Stadt.
Wir tankten zum Glück noch rechtszeitig voll, denn am nächsten Tag waren beide Tankstellen leer und suchten nach einem Hostal. Da irgendwie alles belegt war schlugen wir schließlich doch wieder unser Zelt auf. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich im Schlafsack, während Konni nochmals zum Einkaufen ging, um die Vorräte für Torres del Paine aufzustocken, welches unser nächstes Ziel sein sollte.
zurück vorwärts