Großartig Lust La Paz zu besichtigen hatten wir eigentlich nicht. Wir wollten lieber etwas Ruhe haben, daher stiefelten wir in das nahe gelegene Valle de la Luna .
Die imposanten Erdsäulen ragten senkrecht in den Himmel und wir waren von diesem kleinen Naturwunder wirklich beeindruckt.
Gemütlich schlenderten wir durch dieses Tal und genossen die Ruhe, denn wir waren an diesem Morgen die einzigen Besucher.
Nach 2 Stunden gingen wir wieder zurück zu unserem Wellness-Tempel und verbrachten fast den kompletten Nachmittag mit Bettina und Walter.
Wir tauschten Reisegeschichten aus und bekamen sehr gute Tipps für unsere weitere Reiseroute.
Es war irgendwie saugemütlich und die Zeit verging wie im Flug. Zudem überzeugten uns die zwei von einem Mountainbike-Trip!
Doch bevor wir uns die Death-Road mit dem Mountainbike hinabstürzten futterten wir am Abend erst einmal eines der leckersten Käse-Fondues.
Um die Bike-Tour buchen zu können, mussten wir uns doch in das Getümmel von La Paz begeben.
Also fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt und buchten in der Agentur “Gravity” unseren Tagesausflug.
Danach bummelten wir noch kurz durch die Straßen dieser riesigen Stadt, stellten aber sehr schnell fest, dass La Paz außer seiner spektakulären Lage für uns nichts weiteres zu bieten hatte.
Daher wurde recht schnell der Rückzug ins “Oberland” angetreten. Da verbrachten wir doch lieber den restlichen Nachmittag in Mallassa´s ärmlichen Zoo, wo ich mir gleich mal eine Glasscherbe in den Flip-Flop trat und halb verblutete.
Am späten Nachmittag retteten Bettina und Walter unsere Gehirnwindungen, denn wir überlegten schon eine Weile, wie wir das Lebensmittelproblem für den Streckenabschnitt nach dem Salar de Uyuni lösen sollten.
Wir hatten bereits verzweifelt nach einem größeren Lebensmittelladen Ausschau gehalten, sind jedoch nicht fündig geworden. Bettina und Walter nahmen uns kurzerhand ins Schlepptau und zeigten uns einen riesigen Supermarkt, wo wir endlich unsere Konservendosen kaufen konnten.
Mit vollgepackten Tüten kamen wir im Hotel an und aßen mit den Zweien abends lecker Raclette.
Am nächsten Tag stand um 6:30 Uhr ein Taxi für uns bereit, welches uns zum Meeting-Point für die Mountainbike-Tour bringen sollte.
Heute war es soweit: Wir sollten die gefährlichste Straße der Welt befahren.
Die Agentur sammelte alle Teilnehmer ein und verteilte sie auf Kleinbusse, die einen zum Ausgangspunkt, dem Pass La Cumbre brachten.
Auf einer Höhe von 4700m wurden wir eingekleidet und bekamen die Bikes. Nach einer kurzen aber sehr klaren Einweisung ging es dann los.
Die ersten 20km stürzten wir uns mit viel Speed eine Asphaltstrecke hinab und hatten richtig viel Spaß dabei.
Am Police-Check-Point wurden die Bikes kurz wieder aufs Dach des Transporters gespannt, um die 8km bergauf zu überbrücken. In unserer Gruppe bestand ganz kurz die Überlegung die Strecke hoch zu radeln, aber mit einem Downhill-Bike, in dieser Höhe…. Nö, dann lieber doch den bequemen Weg. Also alle rein ins Auto.
Als wir oben angekommen waren bekamen wir wieder unsere Bikes und weiter ging es bergab auf richtig tollen Schotterstraßen. Wir fuhren zuerst durch richtig dicken Nebel, der sich, je weiter wir bergab fuhren, schnell lichtete. Die Straße schlängelte sich durch super schöne grüne Vegetation. Rechts von uns war stets eine steil nach oben ragende Bergwand, zu unserer Linken ging es 300-600 Meter senkrecht in den freien Fall.
Wir rasten zum Teil mit guten 50-60 km/h die Strecke hinunter, durch kleinere Wasserfälle hindurch und um scharfe Kurven.
Die vielen Kreuze am Wegesrand erinnerten einen immer wieder mal daran doch die Bremsen zu benutzen.
Als diese Strecke früher eine Hauptverkehrsader war, kamen mehrere Hundert Menschen im Jahr dort um, da die Autos, LKWs und Busse in die Tiefe stürzten.
Unser Guide machte immer wieder kleinere Pausen um das Tempo rauszunehmen und uns etwas über die Geschichte der Death Road zu erzählen.
In Yolosa war unsere Abfahrt dann zu Ende. Nach 67km Downhill und einem Höhenunterschied von 3500m kamen wir in einer sehr schönen Lodge an. Hier wurden vom Zoll beschlagnahmte Tiere aufgefangen und Artgerecht gehalten. Die Affen tobten frei im Gelände herum, Nasenbären tippelten einem über die Füße und verschiedene Vogelarten flogen einem um die Ohren. Allerdings mussten wir Schmuck, Sonnenbrillen, Hüte und Geldbeutel einschließen, da die Affen eine diebische Ader hatten.
Als letzten Adrenalinschub des Tages ging es dann zur Zip-Line .
Wir überredeten Steffi und Michi aus unserer Gruppe ebenfalls dazu mitzumachen. In Klettergurte gesteckt, mit Helm und Handschuhen ausgerüstet ging es dann mit dem Auto wieder ein Stück bergauf.
Wir wurden an eine Rolle gehängt, die mit einer bolivianischen Bremse ausgestattet war – was uns zuerst etwas skeptisch in die Landschaft blicken ließ. Diese Rolle sauste mit uns über 3 Schluchten, wovon eine 9% Gefälle aufwies (in Europa sind max. 6% Gefälle zu finden, daher zählt die Zip-Line in Bolivien zu den steilsten und schnellsten der Welt). Wir erreichten Geschwindigkeiten bis über 80 km/h. Die bolivianischen Bremsen funktionierten übrigens hervorragend!
Völlig aufgedreht und super gut gelaunt traten wir die Heimfahrt mit dem Bus an.
Mit dem Rad kam einem die Road überhaupt nicht gefährlich vor, doch wenn man in einem Kleinbus saß, der auch noch Gegenverkehr ausweichen musste sah das Ganze dann doch schon anders aus. Uns war schon etwas mulmig zumute.
Spät abends kamen wir in La Paz an und fielen steinmüde in unser Zelt.
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