Die Fahrt von Cusco in Richtung Puno verlief sehr zügig und problemlos.
Auf dem Altiplano konnte man endlich mal richtig Gas geben, ohne dass man hinter dem nächsten Busch von der Polizei aufgelauert wurde.
Da wir hier oben keine Tankstelle fanden, mussten unsere Ersatzkanister herhalten, die zum Glück noch jeweils halb voll waren. Wir schütteten den Sprit in unsere gierigen Motorräder und fuhren dann weiter.
In Juliaca stellte Konni dann fest, dass er sich eine Schraube in den Hinterreifen gefahren hatte, also suchten wir ein Hotel und bauten das Hinterrad der BMW aus, um den Ersatzschlauch einzulegen.
Da uns die Dusche nur mit eiskaltem Wasser beglückte, fiel die Säuberungsaktion recht spärlich aus. Der gröbste Staub wurde schnell entfernt. Daraufhin begaben wir uns schnell zum Essen, denn durch die Reifenpanne ist uns schon wieder sehr viel Zeit geraubt worden. Über Juliaca wütete inzwischen auch ein heftiges Gewitter und wir schaften es gerade noch so trocken zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag steuerten wir auf unseren ersten Grenzübergang zu, wobei wir in Juli noch schnell den defekten Schlauch flicken ließen.
Am Grenzübergang in Kasani mussten wir eine Stunde warten, da die Zollbeamten gerade in die Mittagspause gegangen waren. Wir hatten unseren Stempel schon im Pass, aber die Motorräder mussten ja auch noch ganz offiziell einreisen, also setzten wir uns in den Schatten und bestaunten die Busse, die massenhaft Touristen an der Grenze ausspuckten.
Als die Bikes dann auch endlich bolivianischen Boden befahren durften, steuerten wir direkt auf Copacabana zu. Hier “steppte der Bär” und unzählige Busse versperrten die Straße. Auf der Suche nach einem geeigneten Hotel stolperten wir über eine Unterkunft, wo wir die einzigen Gäste waren. Auch gut, dann hatten wir wenigsten unsere Ruhe. Die Motorräder stellten wir im verschlossenen Hinterhof ab und spannten das Gepäck ab.
Ich fragte mich nur, warum wir immer Zimmer im obersten Stockwerk zugewiesen bekamen. So sportlich können wir gar nicht aussehen, dass wir ständig die schweren Packsäcke durch die Gegend schleifen müssen. Die Südamerikaner überschätzen wahrscheinlich unsere kleinen europäischen Lungen, die auf über 3800m einfach nicht so viel Power bringen wie die der Einheimischen.
Da es noch früh am Tag war, warfen wir die Motorradklamotten einfach in die Ecke und schlüpften zum ersten Mal in Flip-Flops, um das Örtchen zu erkunden. Am Strand überprüfte meine große Zehe zuerst mal die Wassertemperatur des Titicacasees. Zuerst war es recht frostig, doch man gewöhnte sich schnell an das kühle Nass.
Wir schlenderten durch die Läden, besichtigten die Kirche und fanden uns auf einmal mitten in einer Fiesta wieder.
Hier wurde mitten auf der Straße getanzt und Bier getrunken. Die Männer waren alle in Anzüge und die Frauen in traditionelle Kleider gekleidet und sie schütteten sich das Bier in den Schlund, als gäbe es kein Morgen mehr.
Eine ganze Weile betrachteten wir dieses Treiben, doch der zunehmend kühle Wind überredete uns dann schnell zurück ins Hotel zu gehen. Die Musik und das Lachen der Menschen auf der Straße hörte man noch bis spät in die Nacht.
Eines wussten wir hiermit schon – Die Bolivianer können feiern! Und wie!!!
Gut ausgeschlafen verließen wir am nächsten Tag Copacabana in Richtung La Paz . Gute 40 km fuhren wir durch eine sehr schöne Landschaft, die etwas an die Fjorde von Norwegen erinnerte. Links neben uns war ständig der Titicacasee und rechts die Laguna Winaymarca zu sehen.
In San Pedro de Tiquina mussten wir unsere Fahrt für kurze Zeit auf einer “Fähre” fortsetzen. Bevor wir dieses windige Boot betraten, wurde erst mal Wasser aus dem Rumpf geschöpft, was einen sehr beruhigte. Das Deck bestand aus einem Verschlag von Holzbrettern, die durch die Feuchtigkeit recht schlüpfrig waren. Kaum hatten wir unsere Bikes an Bord wurde auch gleich abgelegt. Durch den leichten Wellengang mussten wir die Motorräder aber während der gesamten Überfahrt noch festhalten, ansonsten hätten wir nicht dafür garantieren können das sie sicher am anderen Ufer angekommen wären.
Eine weitere Herausforderung war, die Bikes wieder vom Boot herunter zu bekommen, denn wir mussten auf Deck umdrehen. Ich weigerte mich, da ich bestimmt im See gelandet wäre und so musste Konni mein Baby wieder an das sichere Land befördern.
Von da an war die Strecke Richtung La Paz total unspektakulär und langweilig. Wenigstens gab es bis hier her schon mehr Wegweiser als in ganz Peru zusammen genommen nicht und man wurde nur noch von jedem 4. Auto per Lichthupe darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit Licht fuhren.
In La Paz begann dann ein neues Drama – Wir mussten mitten durch den Stadtverkehr, um an unser Ziel Valle de la Luna zu gelangen. Es war ein einziger Kampf gegen Taxis, LKW und andere Verrückte und somit war ich froh, dass sich irgendwann der Verkehr wieder etwas lichtete und wir nun an unsere, Wunschhotel “Oberland” angekommen waren.
Dieser für bolivianische Ansichten Wellness- und Gourmet-Tempel war auch in meinen Augen eine wahre Freude. Hier gab es eine Speisekarte, gespickt mit Schweizer Köstlichkeiten, die man in alle Richtungen hoch und runter futtern konnte; eine Sauna, einen Pool, einen Garten etc.
Wir bezogen mit unserem Zelt das Beach-Volleyballfeld und waren gerade noch vor dem einsetzenden Regen fertig. Jetzt war erst mal ein gutes Essen angesagt.
Danach lernten wir ein deutsches Pärchen kennen, die aus gesundheitlichen Gründen schon etwas länger hier an Ort und Stelle verweilen mussten.
Der männliche Part durfte sich nämlich hier in Bolivien einer Darm-Not-OP unterziehen. Schlecht für die zwei und gut für uns, denn somit konnten wir einige gute Reisetipps erhalten.
Wir ließen den Tag gemütlich mit Saunieren und gutem Essen ausklingen. Schließlich haben wir Urlaub!
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