Südamerika Südamerika

Gefangen im Paradies Gefangen im Paradies

Leider konnten wir im Torres del Paine nur 3 Tage verbringen, aber in dieser Zeit haben wir uns in diesem kleinen Naturwunder echt die Füße plattgelatscht.

Morgens war es stets leicht bewölkt, mittags strahlte der königsblaue Himmel für 2-3 Stunden und abends türmten sich Wolken auf. Der Wind begleitete uns immer, dafür benötigten wir nicht mal die im Park überall aufgestellten Hinweisschilder, denn wer im 45 Grad-Winkel wandern geht merkt selbst, dass es stürmt.

Auch wenn unsere Beine mit jedem Tag schwerer wurden, hielten wir tapfer durch. Hier hätten wir uns locker 14 Tage aufhalten können, ohne uns ein einziges mal an der Natur satt zu sehen. Und selbst dann hätten wir glaube ich nicht alle Wandermöglichkeiten geschafft.
Somit inhalierten wir förmlich alle Ausblicke, die wir in dieser kurzen Zeit erhaschen konnten.

Am 2. Tag waren wir nach einer Tagestour gerade auf dem Rückweg zum Zeltplatz, als wir im Rückspiegel 3 Personenbusse schnell näher kommen sahen. Vorsichtshalber hielten wir rechts an, um die Vehikel durch zu lassen.

Busse? Die Straßen sind doch gesperrt? Ist der Streik beendet?

An uns bretterten genau die selben Busse vorbei, welche uns die Zufahrt in den Park versperrt hatten.

Wie geht das denn bitte?

Jetzt waren wir doch neugierig und nahmen die Verfolgung auf. Die Busse fuhren an einen der Fährhafen, um dort gut 200 Touristen aufzunehmen und aus dem Park nach Puerto Natales zu fahren.
Am Steuer saßen sogar die gleichen schmierigen Typen wie an der Blockade und ließen sich doch tatsaechlich von den Touristen als ihre “Retter” feiern. Konni wurde stinksauer und wenn man genau hinsah, rauchte es sogar etwas aus seinen Ohren.

Von einem Parkranger ließen wir uns auf den neuesten Stand bringen. Für den heutigen Tag wäre von den Besetzern gestattet worden 12 Busse mit Touristen auszufahren, da durch panische Hamsterkäufe die Lebensmittel im Park knapp geworden wären.
Wir konnten das überhaupt nicht verstehen, denn auf unserem Campground platzten die Kühlschränke aus allen Nähten. Einer der Touristen sagte sogar, dass es überall besser sei als hier im Park.

Hä?!?

Wir verbrachten die Zeit lieber in der Natur als mit anderen Touristen zusammengepfercht in der Turnhalle von Puerto Natales.
Kopfschüttelnd sahen wir den “Flüchtlingen” nach und fuhren dann zu unserem Zelt, um dort königlich zu speisen.

Inzwischen hatten wir den ganzen Campingplatz für uns alleine. Alle anderen haben sich “retten” lassen.
Was kann einem besseres passieren, als eines der Touristenziele überhaupt in Chile für sich alleine zu haben?

Wir genossen es in vollen Zügen!

Am nächsten Tag durften wir uns im Hotel Explora kostenlos im Internet über die neuesten Streikaktivitäten informieren. Vorsichtshalber schrieben wir auch noch eine E-mail an die Deutsche Botschaft, dass wenigstens jemand wusste wo wir steckten.
Der Hotelmanager war sehr freundlich und hilfsbereit, bot uns falls notwendig Lebensmittel und Benzin an. Sein Hotel war inzwischen wie fast alle anderen komplett leerstehend.

Der Gaskonflikt war noch kein Stück weiter gekommen und die Straßen somit weiterhin versperrt. Wir wollten trotzdem versuchen uns durchzuschlagen, aber zuerst stapften wir nochmals mit hoch erhobenen Kopf durch “unseren” Park.

zurück vorwärts