Mit jedem Kilometer nordwärts musste ich daran denken, dass nun alles bald vorbei sein wird. Doch vor dem Abflug wollten wir einfach noch tolle Tage erleben und genießen.
Ein absoluter Genuss war schon mal die Ankunft in Azul bei La Posta del Viajero en Moto. Hier wurden wir von Jorge, Monika und Penny so herzlichst begrüßt, dass es uns schon fast peinlich war so ohne Voranmeldung hier einzufallen.
Dieser Motoclub ist ein absolutes muss für alle Motorrad-Traveller!
Diese Räume hier erzählen Geschichten und man könnte stundenlang damit verbringen die Sprüche und Dankeshymnen an den Wänden zu lesen.
Ein hervorragender Ort, um eine Reise zu beginnen bzw. zu beenden.
Nach der Begrüßung, stellten wir unser Zelt im Garten auf – in unmittelbarer Nachbarschaft von Alessandra und Martin. Sie waren gerade dabei sich für Ihr Abenteuer auf 2 Rädern zu rüsten und ich hätte sofort mit Ihnen getauscht.
Am lustigsten war, dass die beiden auch noch mit Guido und Esther befreundet sind, welche ich letztes Jahr in Nepal kennen und schätzen gelernt hatte. Wir tauschten viele Erlebnisse aus und ließen uns das Bier dabei so richtig gut schmecken bis es uns nachts um halb drei dann doch in die Schlafsäcke zog.
Es war einfach extrem schade, dass wir in Azul nur so wenig Zeit verbringen konnten, da wir wegen des Rücktransportes der Motorräder bereits am Freitag in Buenos Aires sein mussten.
So packten wir schweren Herzens unsere Packsäcke wieder auf die Rösser und steuerten meinem persönlichen Alptraum Buenos Aires an.
Ich bin einfach kein Freund davon mit dem Motorrad in solche riesigen Metropolen zu fahren, aber uns blieb einfach nichts anderes übrig.
Umso mehr freute ich mich dann, dass wir doch recht gut durch den Verkehr kamen und ohne größere Probleme die Koordinaten S34 32.474 W58 30.998 von DakarMotos ansteuern konnten.
Sandra und Javier begrüßten uns und hielten uns gleich mal was kaltes zum Trinken hin. Es war schlimmer als in einem Brutkasten – das Thermometer zeigte 42 Grad an und wir waren kurz davor an dieser Hitze zu kollabieren. Kaum zu glauben, dass wir gerade ein paar Tage zuvor noch alles an Klamotten anziehen mussten was wir dabei hatten.
Nachdem wir uns einigermaßen akklimatisiert hatten, wurden wir von Sandra in den bürokratischen Ablauf des Rücktransportes eingewiesen.
Nachdem wir den Kostenvoranschlag akzeptiert hatten wurde gleich der Flug für die Bikes gebucht, damit uns in Deutschland keine weiteren unnötigen Lagerkosten belasten.
Am Samstag war dann Waschtag. Wir fuhren die Bikes in eine Waschanlage, wo sie von den Angestellten dort liebevoll und absolut sorgfältig von allen Sand- und Matschspuren befreit wurden. Es wurde sogar jede einzelne Speiche mit der Hand abgewischt. Sie sahen aus wie neu und glänzten geradezu.
Das Thermometer zeigte schon wieder viel zu hohe Temperaturen an und die Luftfeuchtigkeit hinterließ einen feuchten Film auf der Haut. Wir wussten nicht ob wir nun schwitzen oder einfach tot umfallen sollten. Also wurde nach der Motorradwäsche erst mal eine Siesta eingelegt. Als es unmerklich kühler wurde, machte ich mich auf um meine Cross-Stiefel, die Koffer und die Packsäcke zu säubern. Konni durchlitt die selbe Prozedur, daher gönnten wir uns danach erst mal ein Feierabendbierchen.
Mit Rosi, einer Holländerin, gingen wir dann abends gemeinsam zum Essen.
Am Sonntag hieß es erst einmal ausschlafen, doch die Hitze ließ einen nicht wirklich gut und vor allem nicht lange schlafen und so begann dieser Tag absolut träge. Zudem fühlte ich mich echt krank. Ben, ein Australier, konnte nur mit laufendem Ventilator schlafen und da mein Körper auf Zugluft absolut allergisch reagiert, durfte ich mich von dieser Nacht an mit Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und etwas Fieber herumschlagen. Daher verschlief ich den Vormittag, raffte mich aber gegen später dann doch auf, um mit Konni und Rosi nach Downtown zu fahren. Im überhitzten Zug spielte mal kurzzeitig mein Kreislauf nicht mit und mir wurde schlecht, doch sobald meine Nase wieder Frischluft hatte ging es schlagartig besser.
Gemütlich schlenderten wir durch die heißen Straßen von Buenos Aires und trafen doch dabei tatsaechlich unsere österreichischen Radfahrer wieder, mit denen wir in Puerto Natales gemeinsam im Hostal in “Geiselhaft” saßen.
Die Welt ist halt doch ein Dorf!
Kaum wieder bei DakarMotos angekommen schleppte ich mich unter die Dusche. Das hätte ich mir aber auch sparen können, denn man schwitze danach genauso weiter. Ich schlief kaum, denn meine Nase und die Nebenhöhlen waren zu und so geisterte ich die halbe Nacht zwischen Werkstatt, Schlafraum und Garten hin und her.
Unsere Bikes waren ja so schön sauber und daher war es auch kein Wunder, dass es am Montag regnete und wir unsere treuen Gefährten auf dem Weg zum Cargo-Flughafen wieder einsauten.
Dank Sandras hervorragender Vorarbeit, lief alles wie am Schnürchen. Wir kamen an, warteten 20 min bis wir die ersten Papiere erhielten und wurden dann sofort zum Wiegen und Verpacken weitergeleitet. Während wir die Vorderräder und die Windscheiben abbauten wurde der ganze Papierkram erledigt. Ruck zuck wurden unsere Babys und das Gepäck von den Leuten dort auf Paletten befestigt.
Da es inzwischen Mittagszeit war, mussten wir eine Stunde auf den Zoll warten, doch wir wurden mit Sandwiches und Getränken versorgt. Kaum waren die Motorblocknummern vom Zoll abgelesen wurden die Bikes in Folien verpackt und mit dem Stapler abtransportiert. Ich hatte gedacht, dass wir wesentlich mehr Zeit dafür benötigen würden. Also war das Schlimmste schon mal vorbei!
Wenn das im November in Lima mal auch so zügig gegangen wäre….
Mit dem Taxi fuhren wir zurück.
Die letzten Tage verbrachten wir damit uns Buenos Aires und Umgebung genauer anzusehen, wobei ich mich immer noch mit dieser Erkältung herumquälte. In dieser Riesenstadt gab es einfach keinen einzigen Ort ohne Klimaanlage oder Durchzug.
Nun müssen wir nur noch selbst in den Flieger steigen.
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