Obwohl wir erst mittags am Hafen losgefahren waren, schafften wir an diesem Tag noch etwas mehr als 400 km. Inzwischen war es sogar fast warm und wir konnten endlich wieder ohne Zwiebellook Motorrad fahren. Auf einer Halbinsel schlugen wir unser Zelt auf und ließen den Abend damit ausklingen, gegenseitig die letzten 24 Stunden Berichte austauschten.
Der Morgen fing gemütlich an und daher wunderten wir uns selbst, als wir abends auf den Kilometerstand schauten. Wir hatten geradezu die Kilometer gefressen. 832 KM sind wir Richtung Norden geeilt, um unsere verlorene Zeit irgendwie wieder einzuholen, doch stressig fanden wir den Tag komischerweise nicht.
Das lag wahrscheinlich daran, dass die Ruta 3 einfach nur stinklangweilig war. Nichts als Pampa, kerzengerade Straßen und Wind. An einer Tankstelle mussten wir uns wieder mal in die ellenlange Schlange einordnen.
Dabei fassten wir den Entschluss noch ein ganzes Stückchen weiterzufahren, obwohl wir damit gegen eines unserer höchsten Gebote verstießen, niemals bei Dunkelheit zu fahren. Einmal geht das schon, dachten wir uns und gaben Gas. Die Nacht kam recht schnell und die Orientierung auf der Straße nach Camarones wurde schwer, da es keine Straßenpfosten oder sonstige Markierungen auf der Fahrbahn gab. Wir schalteten die Zusatzscheinwerfer an und erschreckten somit entgegenkommende Fahrzeuge, denn mit diesen Zusatzscheinwerfern ist es im Dunkeln für andere schwer einzuordnen was da auf sie zukommt.
Egal – Hauptsache ich sehe wohin ich fahre.
Mit Stirnlampe bewaffnet bauten wir das Zelt auf und purzelten nur noch in die Schlaftüten. Erst jetzt merkten wir wie anstrengend der Tag doch war.
Recht verknautscht standen wir auf, packten träge die Sachen und machten uns auf den Weg Richtung Cabo dos Bahias . 36 km ging es über eine Schotterstraße bis wir an die angepeilte Pinguinkolonie kamen.
Hier verbrachten wir gute 2 Stunden, denn es war echt niedlich wie die schicken Frackträger umher watschelten und überhaupt keine Scheu zeigten. Sie waren sogar recht neugierig und kamen auf einen zu, probierten dann an den Klamotten aus ob wir Fisch oder Fleisch sind und hackten dann einfach mal auf den Schuh. Auch der Pinguinnachwuchs tummelte sich hier und wir konnten uns überhaupt nicht satt sehen.
Ich fand es mega interessant wie sich die kleinen Gesellen an ihrer Stimme wiedererkennen, für mich hörte sich das alles gleich an. 18 000 Pinguinpaare leben hier und wir waren weit und breit die einzigen Menschen.
Schweren Herzens trennten wir uns von diesem Plätzchen, denn wir mussten ja weiter Richtung Norden.
Keiner von uns hatte nach dem kleinen Kilometermarathon vom Vortag richtig Lust zum Fahren und so kam es, dass wir bei nächstbester Gelegenheit das Zelt aufstellten und eben nur 410 km auf dem Tacho stehen hatten. Lieber schauten wir uns die Seelöwen an, die faul am Strand rumlagen. Wir wurden auch bald faul, denn die Temperaturen waren wieder über 30 Grad angestiegen und wir waren diese Hitze schon nicht mehr gewohnt. Allerdings genossen wir es auch morgens wieder im T-Shirt zu frühstücken.
Nun hieß es langsam aber sicher Abschied nehmen von Patagonien und von Natur, denn die größeren Städte kamen unausweichlich näher.
Den ersten Vorgeschmack erhielten wir in Bahia Blanca , wo wir uns bei brütender Hitze durch den engen Stadtverkehr zu einem Hotel durchkämpften. Nun bewegte sich auch mal wieder der Temperaturanzeiger des Motorrades und ich freute mich darüber, dass das Gebläse ohne Zicken funktionierte. Da hatte ich noch vom letzten Jahr in Kathmandu böse Erinnerungen:-)
Kilometer um Kilometer kamen wir der Hauptstadt von Argentinien näher.
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