Der Weg von Argentinien zurück nach Chile ging für uns zuerst durch den wunderschönen Nationalpark Los Alceres.
Die Schotterstraße war sehr gut und schlängelte sich durch geniale Landschaft und je später der Tag wurde umso mehr Autos kamen uns entgegen. Es schien so als ob die komplette Bevölkerung von Esquel und Trevelin in diesem Park Silvester verbringen wollte.
Am Paso Futaleufu brachten wir die Zollformalitäten hinter uns und rollten 10 km auf einer asphaltierten Straße in den Ort. Hier überlegten wir kurz, ob wir ein Hostal beziehen sollten, doch nachdem wir die Preise erfragt hatten, benötigten wir keine weiteren Auskünfte. Wir wollten nur übernachten und nicht den kompletten Ort kaufen, also fuhren wir ein Stück aus dem Ort hinaus und campten direkt am Fluss. Es war so heiß, dass ich mich freiwillig in die eiskalten Fluten des Flusses stürzte, während Konni nur die Zehen ins kühle Nass steckte. Als die Sonne untergangen war, verzog ich mich ins Zelt und verschlief Silvester komplett.
Am nächsten Tag fuhren wir endlich auf die Carretera Austral . Ich war vom Zustand der Straße positiv überrascht und drehte kräftig am Gas. Der Knoten war geplatzt – mein nepalesisches Schottertrauma war endlich überwunden und ich fuhr zwischen 80 und 100 km/h über das Waschbrett und lachte laut in meinen Helm hinein. Dies wäre bis vor Kurzem für mich undenkbar gewesen. Keine Ahnung warum es nun funktionierte. Waren es die Gespräche mit Claudia? War es das Kapitel welches ich aus ihrem noch in Arbeit befindlichen Buches lesen durfte? Oder war einfach die Zeit dafür gekommen? Endlich hatte auch ich Spaß auf Schotter.
Auf dem Parkplatz der Therme von Poyuguapi hielten wir an und ich bekam mein breites Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Wir fragten freundlich die Besitzerin, ob wir auf dem Parkplatz unser Zelt aufschlagen durften und stürzten uns direkt nach dem Aufbau in die heißen Becken mit direktem Blick auf das Fjord. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir in den heißen Becken und ließen unsere Gaumen am Abend von Rosalita mit frischem Fisch verwöhnen.
Bis 22 Uhr planschten wir und steckten danach unsere Schwimmhäute direkt in den Schlafsack.
Die nächste Etappe führte uns weiter über die spektakulär schöne Carretera Austral. In Puerto Aisen schauten Konni und ich uns nur kurz verwundert an, denn wir konnten nicht verstehen, warum uns Leute erzählt hatten, dass man hier unbedingt gewesen sein muss. Für uns war dieses Städtchen einfach nur langweilig und nichtssagend, daher fuhren wir weiter nach Coihaique . Hier erbarmte sich nun endlich auch ein Geldautomat Kohle auszuspucken.
Obwohl mir einige Wohnmobilaner erzählt hatten, dass die Straße so mies sei, zählte die Carretera Austral nunmehr seit 2 Tagen zu meinen Lieblingsstraßen, denn hier reihte sich ein landschaftliches Highlight an das Nächste. Kurz nach Puerto Bertrand schlugen wir erneut am Rio Baker unser Lager auf und genossen den Ausblick auf den türkisfarbenen Fluss.
Kaum losgefahren ruckelte meine Twin und ich schaltete den Benzinhahn auf Reserve.
Doch meine Lady verweigerte danach das Weiterfahren. Da stand ich nun irgendwo mitten auf der Carretera und schaute dumm aus der Wäsche. Konni erging es zunächst auch so, doch nach intensiver Fehlersuche stand die Diagnose fest – Benzinpumpe defekt.
Also bauten wir die Pumpe einfach aus, füllten die Ersatzkanister in den Tank und den fehlenden Rest mit Sprit einer italienischen Motorradgruppe dazu, welche mit einem Begleitfahrzeug unterwegs waren.
In Cochrane ergatterten wir beim ortsansässigen Automechaniker eine Pumpe mit Stempel “Made in Germany”, welche Konni dann auch am Nachmittag gleich einbauen wollte, doch bis dahin hieß es erstmal Zittern und Hoffen, dass es uns bis nach Nadis reichen würde.
Meine Twin schaffte das Ganze natürlich locker und nachdem wir die Besitzerin Lilli Schindele vom Camping Rio Nadis begrüßt hatten, wurde die neu erworbene Autokraftstoffpumpe auch gleich MacGyver-mäßig an der Außenseite angebracht. Nun sah meine Lady richtig abenteuerlich und gefährlich aus.
Nach einem faulen Ruhetag hieß es langsam Abschied nehmen von der Carretera Austral. 19km nördlich von Cochrane bogen wir in Richtung Paso Rodolfo Roballos ab um wieder auf die argentinische Seite zu wechseln.
Alles was mir von der Carretera Austral im Vorfeld berichtet wurde stimmte für mich nicht. Es strahlte jeden Tag die Sonne, es war kaum Wind und die Straße einfach nur toll um mit dem Motorrad darüber zu brettern.
Es wäre wirklich eine Schande, wenn der südliche Teil unter Asphalt oder unter den von Chile geplanten Stauseen verschwinden würde!