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Ruta 40 Ruta 40

Die Fahrt über den Pass war sehr entspannend. Das Wetter war toll und die Landschaft wie üblich atemberaubend! Es zeigten sich wieder viele Lamas und aufgepasst – Laufvögel, ähnlich wie ein Emu. Die können wirklich unheimlich schnell rennen, denn mich hat einer gegen die Straßenverkehrsordnung rechts überholt und dann scharf die Spur auf meine Fahrbahn gewechselt, um dann direkt vor mir über die Straße zu wetzen. Ich hatte mich total erschreckt und Konni hatte wegen dieser Situation einen Lachkrampf.

Auf der argentinischen Seite wurde die Schotterstraße zunehmend schlechter und wir wurden dann auch noch wegen Bauarbeiten 16 km umgeleitet bis wir auf die Ruta 40 wechseln konnten.
Grober, derber Schotter erwartete uns dort und die letzten Kilometer bis Bajo Caracoles machten so keinen Spaß zum Fahren. Zudem brannte die Sonne wieder erbarmungslos vom Himmel und das Thermometer zeigte 33 Grad an. An der Tankstelle trafen wir einen Kanadier, der mit einer KLR unterwegs war und wir tauschten reichlich Reisegeschichten und Tipps aus. Kurzentschlossen checkten wir dann in das völlig überteuerte Hotel an der Tankstelle ein – was soll´s schließlich haben wir Urlaub!

Am nächsten Tag starteten wir recht früh bei angenehmen 23 Grad, doch der Wind nahm stündlich an Stärke zu und die Wolken türmten sich dunkel vor uns auf. Also schlüpften wir vorsichtshalber in die Regenkombis. Das war auch eine sehr gute Idee gewesen, denn kurz darauf begann es wie aus Eimern zu schütten.
Von diesem Augenblick an zeigte sich die Ruta 40 von ihrer schlechtesten Seite. Die Piste verwandelte sich in rutschigen Matsch und bei kleinen Anstiegen kamen einem die Sturzbäche entgegen.
Wir schlingerten Meter um Meter vorwärts. Ich fühlte mich immer unsicherer und verweigerte von jetzt auf nachher die Weiterfahrt. Für mich wurde es einfach zu gefährlich und ich wollte hier am Straßenrand das Zelt aufschlagen. Konni fand diese Idee total idiotisch und wollte eher weiterfahren.
Nach einem kurzen und doch recht lautstarkem Wortwechsel entschlossen wir uns umzudrehen und 8 km zurückzufahren. Dort war eine Estancia in der wir tropfnass und mit total verschlammten Stiefeln ankamen. Wir checkten ein, obwohl die Übernachtungssumme mal wieder total überzogen war. Alles war besser als bei diesen Straßenverhältnissen weiterzufahren, denn erschwerend kam dann auch noch die stark abgekühlte Außentemperatur hinzu.
Immerhin hatten wir heißes Wasser, eine Heizung und ein Dach über dem Kopf. Bevor wir unsere nassen Packsäcke ins Zimmer brachten tranken wir erstmal heiße Milch und aßen ein Sandwich.

Kurze Zeit später glich das Hotelzimmer eher einer Wäscherei. An den Vorhangstangen hingen die nassen Motorradklamotten und im Bad tropften die Handschuhe und die Regenkombis vor sich her. Ich steckte bibbernd im Schlafsack und war hundemüde.
Gerade so am einschlafen hörte ich wie Konni sich unterhielt – mit wem denn? Führte er jetzt schon Selbstgespräche?
Ich steckte mein Kopf aus dem Schlafsack und wurde gleich von Ken und Milena, zwei Amerikanern, begrüßt. Die beiden sahen aus, als wären sie frisch aus einem Moorbad entstiegen. Sie mussten auf der Schlammpiste einen Sturz in Kauf nehmen, wobei Milena sich das Knie verdreht hatte und böse daher gehumpelt kam.

Meine Diagnose durch die Hose lautete – Innenbandriss. Doch sie war hart und sagte ständig, das geht schon – alles halb so schlimm.
Nachdem auch die beiden trocken gelegt waren saßen wir in unserem Zimmer vor der Gasheizung und plauderten über alles Mögliche – natürlich auch über Dinge die gut und weniger gut auf der Reise gelaufen sind. Dazu gehörte auch das Thema “Benzinpumpe”. Nun entfachte sich ein “MacGyver – Battle”, denn Ken kannte dieses Problem und rückte meiner alten Benzinpumpe mit Stirnlampe und Nagelfeile auf die Pelle.
Gespannt sahen wir zu, doch Konni blieb der unangefochtene “MacGyver”. Auch mit gereinigten und abgefeilten Kontakten lief die Pumpe nicht.

Am nächsten Morgen zeigte sich Petrus gnädig. Die Sonne schien, der Wind war erträglich und die Straße weitgehend abgetrocknet und somit fahrbar. Zu dritt starteten wir in Richtung Tres Lagos, wobei ich an jeder nassen oder noch matschigen Stelle die Hosen voll hatte und mit Albatrostechnik gegen einen möglichen Sturz kämpfte.
Auch Milena saß eher unentspannt auf dem Sozius von Ken. Bereits nach ein paar Kilometern südlich musste auch Konni gestehen, dass es die beste Idee gewesen war umzudrehen, denn hier wäre die Straße für ein Motorrad wirklich unpassierbar gewesen. Höchstens man steht darauf bis zur Radachse im Matsch zu stehen.

Nach dem Tankstopp in Tres Lagos verabschiedeten wir uns von dem amerikanischen Pärchen, denn deren Weg führte direkt zum Gletscher, während unser Weg zuerst nach El Chalten ging.

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